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Zehn Minuten müssen reichen

16. 05. 2014
Auf Initiative des Jugendbüros konnten sich Realschüler und Kommunalwahlkandidaten bei einem Speeddating kennenlernen.

 

 

KIRCHZARTEN. Stühlerücken, ein Schluck Wasser und weiter geht’s: Die nächsten zehn Minuten laufen. In dieser Zeit sollen sich die Kandidaten des Speeddatings beschnuppern. Stärken und Schwächen kennen lernen. Bei dieser Veranstaltung in der Aula der Realschule am Giersberg stehen aber weder rote Rosen auf dem Tisch, noch säuselt romantische Klaviermusik im Hintergrund. Bei diesem Speeddating sitzen vier Gruppen von jeweils sechs Zehntklässlern und zwei Kandidaten einer Liste der Kommunalwahl in Kirchzarten im Stuhlkreis zusammen.

In weiteren Räumen sitzen auch Kandidaten und Erstwähler der Gemeinden Stegen, St. Peter, St. Märgen, Oberried und Buchenbach. Da dieses Mal bereits 16-Jährige wählen dürfen, hat sich Natalia Rozpiorska vom Kinder- und Jugendbüro in Kirchzarten ein Konzept überlegt, das den Jungwählern bei der neuen Herausforderung helfen soll. In der Realschule stieß sie auf ein offenes Ohr, bald war klar – ein Speeddating mit Vor- und Nachbereitung soll den Jugendlichen Hilfestellung leisten. Am Mittwochvormittag gibt es eine lockere Einführung im Rahmen der Kampagne "Wählen ab 16 in Baden Württemberg" der Landeszentrale für politische Bildung in das Thema Kommunalpolitik und Wahlen. Dann geht das "Dating" los.

 
 

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In einem Stuhlkreis sitzen sich Neuwähler und Kandidaten gegenüber – und die Anwärter auf Sitze im Gemeinderat Kirchzarten stellten sich den Fragen der Jugendlichen. "Wechsel!" Die Schüler im Stuhlkreis mit den Kandidaten der SPD werden unruhig. Franz Kromer ruft noch schnell "egal was, aber wählt!" in die Runde und zieht mit Parteikollege Peter Meybrunn weiter zur nächsten Schülergruppe, die mit Fragen wartet: "Warum sollen wir Sie wählen?"

Meybrunn weiß, was die Jugendlichen bewegt: "Wir waren maßgeblich bei der Verlängerung der Nachtbuszeiten beteiligt und wollen einen Jugendrat, damit ihr mitgestalten und eure Anliegen offiziell einbringen könnt." In der Gruppe nebenan erklären Rüdiger Althaus und Valentin Platten von der CDU, dass eine Mischung von Jung und Alt dem Gemeinderat guttut und ein Erfahrener wie Althaus genauso Stimmen für den Wiedereinzug in den Rat braucht, wie ein Neuling wie Platten, der mit seinen 21 Jahren zum ersten Mal antritt. Althaus bekräftigt: "Wir fangen jedes Mal bei Null an, egal wie lang wir schon im Gemeinderat sitzen."

Barbara Schweier und Hannelore Schult von den Grünen fragen nebenan: "Glaubt ihr, es wird zu wenig für euch Jugendliche gemacht?" Schüchternes Kopfnicken bei den Jugendlichen. Einer traut sich: "Naja, man kann gar nicht richtig mitreden." Eine Diskussion entsteht. Die Schüler trauen sich, zu reden. Die Kandidatinnen reagieren verständnisvoll. Eine Schülerin fragt: "Warum haben wir so wenig Mülleimer in Kirchzarten?" Themawechsel – und schon sind die zehn Minuten um.

Peter Spiegelhalter und Bernd Scherer von den Freien Wählern kommen in den Kreis. Sie laden die Jugendlichen ein: "Kommt doch mal zur nächsten Gemeinderatssitzung, dann seht ihr, wie das bei uns so läuft." Die Jugendlichen merken: Politik ist doch nicht so weit weg. Als das Speeddating beendet wird, stehen die Jugendlichen auf, letzte Infoblätter der Parteien werden verteilt. Schülerin Anja Obergföll ist sich sicher – jetzt weiß sie, wie sie entscheiden wird: "Zwei Tage vor der Wahl werde ich 16, das ist schon ein Privileg, wählen zu dürfen. Ich werde auf jeden Fall ins Wahllokal gehen." Auch Bernadette Halsch und Lena Kleiser werden wählen und sind froh, nun zu wissen, wie ein Gemeinderat arbeitet: "Wir kennen ja viele der Kandidaten, aber wie das dort abläuft, wussten wir gar nicht."


Auch die Kandidaten sind zufrieden. "Die Hemmschwelle der Jugendlichen war geringer. Dadurch, dass wir mit im Kreis saßen und nicht auf einem Podium vor ihnen standen, haben sie sich getraut zu fragen, was sie bewegt", stellt Schweier fest. Eines ist den Kandidaten klar geworden: Die Jugendlichen beschäftigen die aktuellen Themen genauso wie alle Kirchzartener.

 

Quelle: Badische Zeitung

 

Fr, 16. Mai 2014

Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.

von: Sophia Hesser

 

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